2012. január 8., vasárnap

Ungarn Absurdistan - Glosse - Die Welt


Ungarn, Absurdistan


Zwischen den Kriegen waren die Ungarn noch gut drauf. Da ging ein Witz über ihr Staatsoberhaupt, den pompös als "Reichsverweser" titulierten Herrn Hórthy, wie folgt: "Wir haben einen Admiral ohne Flotte. Der regiert ein Land ohne Küste. Das ist ein Königreich ohne König." Denn Horthy, letzter Befehlshaber der k.u.k. Kriegsmarine, war ja Monarchist und "verwaltete" das, was von Ungarn als Konkursmasse des Habsburgerreiches übriggeblieben war, bis ein legitimer neuer Herr der Herrlichkeit in seine angestammten Rechte eingesetzt werden könne. Der Herr, der dann schließlich kam, hörte allerdings auf den sehr bürgerlichen Namen Hitler. Aber das nur nebenbei. Jedenfalls ist es gute Tradition zwischen Balaton und Puszta, sich mit den kuriosesten europäischen Alleinstellungsmerkmalen zu schmücken.

Das geht schon mit der Sprache los, die außer den Magyaren niemand spricht und auch nicht sprechen will. Das setzt sich nun dieser Tage fort mit der Einführung einer neuen Verfassung. Die schafft natürlich allerhand neue Sachlagen, die man aber nur in Ungarn versteht, weil ja, wie gesagt, das dort gepflegte erratische Idiom kein Nicht-Magyar beherrscht. Eines allerdings ist nun doch aufgefallen: Zur Bezeichnung des Landes fiel eines der unverständlichen Worte weg, die es bislang politisch definiert haben. Übrig blieb "Ungarn". Folglich muss es wohl das Wort "Republik" sein, auf das jetzt Verzicht geleistet wird. Also wieder ein Königreich ohne König? Orban als neuer "Reichsverweser"? Ein anderes Provisorium? Irgendwann muss es ja schließlich "Absurdistan Ungarn" heißen.

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